Gedankentexte

Streiten? Ja - aber richtig!

Vom "Streitkult" zur Streitkultur

Ein Streit muss nicht Zeichen einer schlechten Beziehung sein - die Art und Weise, wie gestritten wird, macht den Unterschied. Ich möchte hier eine Lanze brechen für eine gute Streitkultur. Unbearbeitete Konflikte haben eine Tendenz sich zu verschlimmern und je mehr wir versuchen, Auseinandersetzungen auszuweichen, desto bedrohlicher werden sie mit der Zeit.

Zum Beispiel gibt kaum jemand gerne zu, dass er sich nach Bestätigung sehnt. Doch manchmal ist genau dieses Eingeständnis schon der erste Schritt zur Lösung. Wer sich öffnet, zeigt dem anderen, dass er ihm vertraut und signalisiert zugleich, dass auch der Partner ihm vertrauen kann. Wenn ein Streit eskaliert, liegt das an schlechter Streitkultur und nicht an sachlichen Differenzen.

Der Kern eines Konflikts ist häufig ein Bedürfnis

Viele Menschen, die zu mir in die Beratung kommen, haben mit Ihrem Partner eine Beziehungsdynamik entwickelt, die dazu führt, dass beide "mit dem Rücken zur Wand" stehen und sich eigentlich nur noch verteidigen können. Dann versuche ich, sowohl mit Einzelklienten als auch mit Paaren, den Kern des Konflikts zu benennen. Meist finden wir hier ein Bedürfnis oder Bedürfnisse beider Partner, die scheinbar im Widerspruch zueinander stehen. Sie zu erkennen ist ein wichtiger erster Schritt. Als erstes geht es darum, die eigenen Bedürfnisse zu benennen und sie auch anzunehmen. Erst der zweite Schritt ist, sich damit dem Partner zu zeigen, für sich einzustehen und sich so vielleicht auch verletzbar zu machen. 

Sich auseinandersetzen um besser zueinander zu finden

In langjährigen Partnerbeziehungen gibt es immer heisse Themen, die zuverlässig Streit entfachen können. Doch muss nicht jede Differenz überwunden und nicht jedes Problem ausdiskutiert werden. In langfristig gelingenden Beziehungen begegnen Menschen solchen unabänderlichen Differenzen mit Humor und Großzügigkeit. Sie vergeuden ihre Energie also nicht in aussichtslosen Kämpfen, sondern sparen sie sich für Auseinandersetzungen auf, die es auszufechten lohnt.

Gute Streitkultur bedeutet, sich auseinanderzusetzen, um besser zueinander zu finden. Weil man die Beziehung für wichtig hält, und weil dieses Thema es wert ist, sich dafür einzusetzen. Ein Ideal ist, sich streiten zu können, ohne die Beziehung in Frage zu stellen. Grenzen setzen und liebevolle Annahme in einem.

Gerne unterstütze ich Sie, Ihren persönlichen Weg aus einer belastenden Streitsituation zu finden und eine gute Gesprächs- und Streitkultur zu entwickeln.

Vertrauen in der Partnerschaft

Was bedeutet eigentlich Vertrauen?

Vertrauen ist immer ein Wagnis – der mögliche Gewinn ist die Geborgenheit und Nähe, die eine gute Partnerschaft ausmacht. Und Vertrauen ist oft sehr emotional und mit dem Verstand nicht gut zu greifen, geschweige denn zu beherrschen.

Per Definition kann man nur in Situationen vertrauen, die man nicht kontrolliert und in denen nicht klar ist, ob die Angelegenheit im eigenen Sinne gut ausgeht.

Vertrauen wird geschenkt - wenn jemand es einfordert, hat es einen komischen Beigeschmack. Denn Vertrauen bedeutet auch, sich verletzlich zu zeigen – meistens geschieht das intuitiv, manchmal auch als bewusste Entscheidung. Erst wenn Vertrauen abhanden kommt, taucht die Frage auf, wie es eigentlich entstanden ist und jetzt wieder neu wachsen kann.

Vertrauen kann verloren gehen...

In meiner Praxis bewegt mich oft die Frage, wie Vertrauen in einer Partnerschaft wiedergewonnen werden kann. Paare kommen in die Beratung, weil einer das Vertrauen in den anderen oder in die Zukunft der Beziehung verloren hat. Mögliche Gründe sind vielfältig: Fremdgehen, Probleme mit Eifersucht, mangelnde Zuverlässigkeit in Alltagsdingen oder gebrochene Versprechen. Das Resultat ist: Ein Partner hat die Zuversicht verloren, dass der oder die andere es gut mit ihm meint und im Sinne der gemeinsamen Beziehung handelt. 

Wir finden dann im Gespräch gemeinsam heraus, welche ausgesprochenen oder unausgesprochenen Verabredungen in der Partnerschaft bestehen. Hier stoßen wir manchmal auf unbewusste Reaktionsmuster auf beiden Seiten - sie zu erkennen, hilft dabei, das Geschehene zu verstehen und manchmal auch neu zu bewerten.

...und wieder neu eingeladen werden

Eine gute und authentische Kommunikation ist die Grundlage. Sie ermöglicht ein tiefes gegenseitiges Verstehen und beide können gemeinsam schauen, ob die Beziehung noch eine Chance hat. Ich erkläre einfache Methoden und Handwerkszeuge für die Alltagskommunikation, die dabei helfen, Nähe und Vertrautheit Stück für Stück wiederherzustellen. So können die Partner gemeinsam herausarbeiten, was ihre speziellen Zutaten und Regeln für ein gelingendes Miteinander sind.

Meistens braucht der zweifelnde Partner ein Zugeständnis oder eine Entschuldigung des anderen. Und oft braucht auch der andere Partner etwas, das ihm bislang gefehlt hat. Allmählich zeichnet sich dann im Dialog ein Weg ab, den beide gemeinsam gehen, auf dem aber jeder von beiden eine Entwicklung durchläuft.

Gerne unterstütze ich Sie auf diesem Weg. Vertrauen hat für jeden Menschen und für jedes Paar unterschiedliche Facetten - diese zu erforschen und zu kennen ist ein guter Schritt, um ein bisschen mehr mit sich und der Welt im Einklang zu sein.